Sporttherapie
SPORTTHERAPIE - BESTANDTEIL DER REHABILITATION
Begriffsbestimmung

Definition vom Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS) 1990. Dabei wird die Sporttherapie in den übergeordneten Bereich der Bewegungstherapie integriert.

"Bewegungstherapie ist ärztlich indizierte und verordnete Bewegung, die vom Fachtherapeuten geplant und dosiert, gemeinsam mit dem Arzt kontrolliert und mit dem Patienten allein oder in der Gruppe durchgeführt wird."

"Sporttherapie ist eine bewegungstherapeutische Maßnahme, die mit geeigneten Mitteln des Sports gestörte körperliche, psychische und soziale Funktionen kompensiert, regeneriert, Sekundärschäden vorbeugt und gesundheitlich orientiertes Verhalten fördert. Sie beruht auf biologischen Gesetzmäßigkeiten und bezieht besonders Elemente pädagogischer, psychologischer und soziotherapeutischer Verfahren ein und versucht, eine überdauernde Gesundheitskompetenz zu erzielen."

Das sporttherapeutische Arbeiten bezieht sich im allgemeinen auf drei übergeordnete Bereiche:

  1. Konzeption mit Zielstellung - planerisch, entwickelnder Teil bezüglich der Gesamtkonzeption oder auch nur einer Übungseinheit in Abhängigkeit von Institution, Indikation und Patient
  2. Realisation - Umsetzen
  3. Evaluation - Überprüfen

Die Mehrdimensionalität beinhaltet in ihrer Vorgehens- und Wirkungsweise funktionelle, psychosoziale und pädagogische Ziele.

Die positiven Wirkungen von Bewegungstherapie und Sporttherapie

Herz

  • Ökonomisierung der Herzarbeit und damit geringere Herzbelastung
  • Verringerung des Ruhe- und Belastungspulses
  • Verbesserte Durchblutung und damit Sauerstoffversorgung des Herzmuskels
  • geringer Sauerstoffbedarf des Herzmuskels in Ruhe und Belastung

Gefäße und Blut

  • Blutdruckreduzierung
  • Reduzierung des peripheren Gefäßwiderstandes
  • Positive Beeinflussung des Fettstoffwechsels, Senkung von Triglyzeriden und LDL-Cholesterin, Erhöhung des Anteils von HDL-Cholesterin
  • Verbesserung des Zuckerstoffwechsels

Lunge und Atmung

  • Verbesserung der Atmungsökonomie (Gasaustausch, Atemnuskulatur)

Energieumsatz

  • Erhöhung des Kalorienverbrauchs, damit höherer Energieumsatz
  • Reduzierung des Körperfettes
  • Senkung des Körpergewichtes

Immunsystem

  • Stärkung des Immunsystems

Stütz- und Bewegungsapparat (Knochen, Bänder, Sehnen, Gelenke, Muskulatur)

  • Erhöhung der Knochenfestigkeit, der Zugfestigkeit von Sehnen und Bändern und des Knochenstoffwechsels
  • Prävention von Gelenk- und Bandscheibenbeschwerden
  • Verbesserung der Muskelkraft, Zunahme an Muskelmasse
  • Verbesserung des Muskelstoffwechsels
  • Haltungsverbesserung
  • Verbesserung der Beweglichkeit
  • Ökonomisierung der Bewegungsabläufe in Alltag, Freizeitaktivitäten, Beruf und Sport (ADL - Activities of daily living)
  • Verletzungsprophylaxe

Psyche

  • Abbau von Stress, geringere Ausschüttung von Stresshormonen
  • Verstärkte Aktivierung des Vagusnerves
Gesundheitsorientiertes Krafttraining
Beim Lesen oder Hören über Krafttraining wird oft der Rückschluss zum Bodybuilding gezogen. Das ist nicht gut und nicht richtig.

Im gesundheitsorientierten Muskelkrafttraining geht es um Übungsprogramme, die einzig darauf ausgerichtet sind, gesund dem Körper zu dienen, die Anforderungen in Alltag, Beruf, Freizeit oder Hobby bestmöglichst zu bewältigen.

Damit kommt im Rahmen der Prävention und der mit wachsendem Lebensalter zunehmenden chronisch-degenerativen Krankheiten dem auf die Gesundheit gerichteten Sport (Gesundheitssport, Sporttherapie) eine wachsende Rolle zu.

Die gesundheitliche Gewichtigkeit eines primärpräventiven und rehebilitativen Muskeltainings wird dadurch deutlich, dass

  1. unsere Skelettmuskulatur das massigste Körperorgan, der Effektor von Haltung und Bewegung, ein bedeutsames Stoffwechselorgen, Muskelpumpe und Produzent der Körperwärme ist
  2. im muskulären Entwicklungsverlauf im Alter die Muskelmasse, die Muskelkraft und die Muskelkraftausdauer um etwa ein Drittel abnimmt und
  3. eine ausgewogene, reizwirksame Stimulierung der Gesamtkörpermuskulatur ohne Muskeltraining nicht kompensiert werden kann.

Die Trainingseffekte sollen sich dabei nicht allein auf die Funktionsverbesserung nur der Muskulatur beschränken, sondern müssen ganzheitlich, d.h. auch auf andere Organ- bzw. Funktionssysteme wie:

  • passiver Halte- und Bewegungsapparat
  • Herz- Kreislaufsystem
  • Stoffwechsel
  • Nervensystem und
  • Psyche

positiven Einfluss nehmen und somit den gesamten Organismus erfassen.

Wir kennen im Sport folgende Fähigkeiten und Fertigkeiten:

Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination, Beweglichkeit

Im gesundheitsorientierten Training, vor allem mit steigendem Alter, sind Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit in unterschiedlicher zeitlicher Gewichtung für ein Übungsprogramm von Bedeutung!

Wurde in der Vergangenheit besonders das Ausdauertraining favorisiert, so haben wir heute durch umfangreiche sportwissenschaftliche und sportmedizinische Untersuchungen nachweisen können, dass dem Krafttraining die Priorität zugeordnet werden muß.

Physiologischerweise verliert der nichttrainierende Mensch ab dem 30. Lebensjahr pro Jahr etwa 1% seiner Skelettmuskulatur, d.h. mit 60 Jahren ca. 30%. Dieser Muskelverlust beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit des Stütz- und Bewegungsapparates. Die Gelenke verlieren ihre muskuläre Festigkeit und eine Gelenkarthrose ist damit vorprogrammiert.

Folgende Empfehlungen für ein gesundheitswirksames Training möchte ich geben:

Die wöchentlich zur Verfügung stehende Trainingszeit sollte wie folgt aufgeteilt werden:

  • Zeit für allgemeine Muskelkräftigungsübungen 50%
  • Zeit für Ausdauerbelastung 30%
  • Zeit für Koordination 10%
  • Zeit für Beweglichkeit 10%

Belastungsdosierung im gesundheitsorientierten Muskeltraining
Trainingsziel
Verbesserung der Kraftausdauer
Aufbau von Mukelmasse
Intensität
30 bis 60% der Maximalkraft 70 bis 80% der Maximalkraft
Wiederholungszahl pro

Serie (Satz)

16 bis 20 Wdhl. und mehr 8 bis 15 Wdhl.
Serien bzw. Sätze Anfänger: 2 bis 3

Fortgeschrittene: 3 bis 6

Anfänger: 1 bis 2

Fortgeschrittene: 3 bis 6

Pausenlänge 0,5 bis 3 Minuten

(nach subjekt. Empfinden)

1 bis 5 Minuten

(nach subjekt. Empfinden)

Trainingshäufigkeit mindestens 1x pro Woche mindestens 2x pro Woche
Trainingseffekte

Verbesserung der Kraftausdauer

Muskelaufbau geringer

Fettabbau stärker

Körperformung

Verbesserung der Maximalkraft

Verbesserung der Kraftausdauer

Muskelaufbau stärker

Fettabbau geringer

Körperformung